Unlängst wurde die neue, gründlich überarbeitete Version von KTMs Sport-Touring-Monster enthüllt und wir sprachen mit Project Leader Tobias Eisele über die Neuerungen.
Nach der Präsentation der KTM 1290 SUPER DUKE R im Jahr 2014 zeigte sich schnell, dass ‚The Beast‘ auch eine weichere Seite hat; das gewaltige Drehmoment des Motors machte ihn flexibel genug für viele Fahrsituationen, während die Ergonomie – trotz des hohen Lenkers – durchaus für längere Fahrten geeignet war. Gerüchten zufolge veranlasste das die KTM-Techniker, darüber nachzudenken, was etwas Wetterschutz und ein größerer Tank aus diesem Motorrad machen würden …
Wahr oder nicht, und egal, welche Entscheidungen sie getroffen haben: Es hat sich ausgezahlt. Im Jahr 2016 warf KTM die KTM 1290 SUPER DUKE GT auf den Sports Tourer-Markt, ein Bike im typischen READY TO RACE-Stil der Marke – will sagen: mit einem deutlichen Fokus auf Performance. Das neue Modell im Aufgebot war eine SUPER DUKE mit weniger Rennstrecken- und mehr Grand Tourer-Genen: Eine echte Langstrecken-Maschine mit der Fähigkeit, auch in den engsten Kurven die Sau rauszulassen.
Die Geschichte hat gezeigt, dass KTM in der Entwicklungsarbeit nie vom Gas geht; und bereits als die erste Generation der GT bei den Händlern eintraf, arbeiteten die F&E-Techniker schon an einem Nachfolger. Drei Jahre später begab sich der KTM BLOG zur INTERMOT nach Deutschland, um bei der Präsentation der neuen GT dabei zu sein. Auf den ersten Blick scheinen nur kleine Änderungen vorgenommen worden zu sein: Ein neuer Scheinwerfer, auffällige Grafiken. Auch Tobias Eisele, der Project Leader des Bikes, war für diese internationale Motorrad-Messe nach Köln gereist, unterhielt sich eine Weile mit dem KTM BLOG und versicherte uns, dass das Bike tiefgreifend verändert und verbessert wurde.
Tobias, welche Neuerungen bringt die neue GT?
„Da gibt es einiges! Abgesehen vom Fahrwerk und den Rädern bringt dieses große Update viele Änderungen. Sie besitzt einen neuen Motor – den gleichen wie die 2018er KTM 1290 SUPER DUKE R – mit überarbeiteten Resonatoren, Einlassventilen aus Titan und einem neuen Mapping, um auf 175 PS und 141 Nm Drehmoment zu kommen. Außerdem bekommt sie den Quickshifter+, womit Rauf- und Runterschalten ohne Kupplung möglich wird. Dann sind da noch ein 6,5-Zoll-TFT-Display mit einem für die GT speziellen Layout, eine neue Verkleidungsscheibe mit neuem Verstellmechanismus, ein LED-Scheinwerfer, die jüngste Generation des semiaktiven Fahrwerks von WP und Staufächer im Bodywork, eines davon mit USB-Ladebuchse.“
Ist das alles?
„Nein! Der Schalter für die Geschwindigkeitsregelanlage sitzt jetzt links, Heizgriffkit und Handschutzkit sind jetzt serienmäßig, KTM RACE ON wurde hinzugefügt und das System für Navigation KTM MY RIDE vorbereitet. Hab ich schon die zwei neuen Farben und Grafiken erwähnt? Der neue, optionale ‚Track‘-Modus beinhaltet Launch-Control, eine neunstufige Traktionskontrolle und Anti-Wheelie. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass wir uns nicht lumpen ließen.“
Was waren die Hauptziele bei der Entwicklung?
„Das Hauptziel war, alle neuen Premium-Features, die bereits bei anderen KTM-Produkten verfügbar waren, in die GT einzubinden. Zudem wollten wir alle Schwachpunkte ausmerzen. So veränderten wir den Windschutz, die Verkleidungsscheibe und ihren Verstellmechanismus, da diese nie durchdacht genug wirkten. Es ging also darum, viele kleine Dinge zu verbessern, um die GT zu einem kompletteren und durchdachteren Bike zu machen. Das war keine einfache Aufgabe.“
Wie sehr seid ihr dabei auf Kundenfeedback eingegangen?
„Als wir mit der Entwicklung der neuen Version begannen, war das originale Bike gerade erst präsentiert worden, also hatten wir nicht viel Feedback. Wir kannten aber unsere Ziele für dieses Bike und bekamen bald Feedback geliefert. Ein Kritikpunkt am originalen Federungssetup im Street-Modus war die Anti-Dive-Funktion. Die neuen Federungs-Einstellungen für Comfort, Street und Sport wurden massiv verändert, während die Anti-Dive-Funktion nur mehr im Comfort-Modus zum Einsatz kommt. Andere Wünsche waren, den Schalter für die Geschwindigkeitsregelanlage auf die linke Seite zu verlagern, dem Seitenständer einen neuen Bolzen zu geben, um ihn besser erreichbar zu machen, einen Quickshifter zum Rauf- und Runterschalten und – natürlich – ein TFT-Display einzubauen.“
Was waren die größten Herausforderungen?
„Das Schwierigste war, all diese neuen Features unter einen Hut zu bringen. Das Display erforderte etwa die Entwicklung einer neuen Software, was eine große Herausforderung war. Dabei mussten wir den Display-Hersteller, die Designer und die für die Funktionen verantwortlichen Techniker zusammenbringen. Früher habe ich an F1-Aerodynamik gearbeitet, weshalb ich mich für diesen Bereich der GT besonders interessiert habe. Anstatt die Performance zu maximieren, haben wir uns auf den Komfort – also den Wetterschutz und die Geräuschentwicklung der Verkleidungsscheibe bei hohen Geschwindigkeiten – konzentriert. Abgesehen vom Komfort des Fahrers mussten wir aber auch gutes Design sicherstellen. Wir wollten keine Kompromisse eingehen, also haben die Techniker und Designer eng zusammengearbeitet und ich muss sagen, dass ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden bin.“
Inwiefern ist die GT aerodynamisch besser?
„Der Handschutz schützt die Hände vor kalter Luft und Regen, während der neue Scheinwerfer und die neue Verkleidungsscheibe garantieren, dass das neue Bike sich genauso komfortabel anfühlt wie das alte, selbst wenn du 20 km/h schneller fährst.“
Auf welchen Teil des Bikes bist du besonders stolz?
„Neben der Aerodynamik und dem semiaktiven Fahrwerk, wo wir – besonders bei den einzelnen Modi – große Verbesserungen erreichen konnten, ohne die Hardware zu verändern, würde ich sagen, dass ich besonders stolz darauf bin, dass ich meine Chefs überzeugen konnte, die zwei Staufächer in den Verkleidungen einzubauen. Wir haben das geschafft, ohne irgendwelche großen Boxen hinzuzufügen, und ihre Funktion ist richtig raffiniert. Als wir unseren ersten Prototypen fertig hatten, forderte ich meinen Chef auf, ein Handy, das ich darin versteckt hatte, zu finden. Er schaffte es nicht. Mission erfüllt!“
Zusammen mit einer noch umfangreicheren Auswahl an offiziellen KTM PowerParts, um diesen potenten Sports Tourer weiter zu individualisieren, steht die neue KTM 1290 SUPER DUKE GT zum Jahresende bei den Händlern.